Ehefrauen haben an Wert verloren
Immer weniger Männer suchen die Frau fürs Leben: Spätestens seit dem Bestseller “Men on Strike” von Helen Smith ist das Thema in aller Munde. Erklärungen für das Phänomen sind auch schnell gefunden: Die Kerle litten am Peter-Pan-Syndrom, vermuten die Frauen: Sie wollten für immer das unbeschwerte Leben junger Jahre fortführen, anstatt Verantwortung zu übernehmen und eine Familie zu gründen. Der eigentliche Grund aber liegt bei den Frauen selbst. Und nein: Es geht nicht darum, dass viele Männer heutige Emanzen für unerträglich halten.
Um zu verstehen, warum immer mehr Männer langfristige Bindungen (ob mit oder ohne Trauschein) ablehnen, nicht mit Frauen zusammenziehen und mit ihnen Kinder großziehen wollen, muss man sich zunächst darüber klar sein, dass Ehefrauen für Männer schon immer einen hohen Preis hatten. In der Welt, die im Westen vor einigen Jahrzehnten untergegangen ist, ließ sich dieser Preis recht einfach in Geld ausdrücken. In der traditionellen Rolle war der Mann der Ernährer der Familie, er gab erhebliche Teile seines Einkommens an seine Frau und seine Kinder weiter.
Diese Verhältnisse haben sich grundlegend verändert. Die Gesellschaft hat umfassend in die Ausbildung junger Frauen investiert. Diese machen immer häufiger selbst Karriere, statt ein Leben als Hausfrau zu wählen. Mittlerweile haben mehr junge Frauen ein Abitur oder ein abgeschlossenes Studium als junge Männer. In den USA hat sich in einigen Regionen bei unter 30-Jährigen der Gender-Pay-Gap umgedreht: Frauen verdienen hier im Schnitt mehr als Männer. Von daher also sind Ehefrauen im Schnitt attraktiver (oder ökonomisch formuliert: günstiger) geworden als noch vor einigen Jahrzehnten. Sie tragen heute einen substantiellen Anteil zum Familieneinkommen bei, Männer müssen daher finanziell auf weitaus weniger verzichten.
Kein Sex vor der Ehe? Das war einmal...
Gleichzeitig aber gibt es einen Faktor, der den Preis von Ehefrauen deutlich nach oben getrieben hat - auch wenn dieser nicht so einfach in Geld zu beziffern ist. Eine Ehe einzugehen bedeutet nach klassischem, monogamen Verständnis, dass ein Mann für eine Frau auf alle anderen verzichtet. Noch 1950 wäre das kein hoher Preis gewesen. Es galt der Grundsatz “Kein Sex vor der Ehe!” Ein Mann hätte kaum mehrere parallel verlaufende Affären oder eine Geliebte nach der anderen haben können. Ein solches Verhalten war gesellschaftlich geächtet und nur sehr wenige Frauen hätten das mitgemacht. Das nun hat sich aber grundlegend gewandelt. Ein Mann, der von sich sagt, er sei nicht so der Beziehungstyp oder er würde bestimmt keinen guten Ehemann abgeben, muss nicht mehr fürchten, als triebgesteuerter Aussätziger gesellschaftlich geächtet zu werden. Und er wird (in vielen Fällen) auch eine ganze Reihe von Frauen finden, die ebenfalls Lust auf “etwas Unverbindliches” haben.
Das bedeutet, der Verzicht, den ein Mann heute leisten muss, ist mit Blick auf die anderen Frauen erheblich größer als früher. Ökonomisch spricht man hier von Opportunitätskosten. Es ist der Wert der entgangenen Alternativen, wenn man sich für eine Möglichkeit (hier: eine Frau) entscheidet. Diese Opportunitätskosten fallen für viele Männer hoch aus. Aufgrund ihres wesentlich höheren Testosteronspiegels sind sie im Schnitt deutlich triebiger als Frauen. Biologisch ist es für sie vorteilhaft, ihren Samen breit zu streuen - und Monogamie ist eine große Last.
Auf der einen Seite sind also Frauen sehr deutlich günstiger geworden, weil sie immer größere Teile des Familieneinkommens erwirtschaften, andererseits sind sie mit Blick auf die Opportunitätskosten deutlich teurer geworden.
Man könnte nun unterstellen, dass die Preisexplosion bei den Opportunitätskosten größer ist ist als die Ersparnisse der Männer beim Familienunterhalt. Ehefrauen wären dann unterm Strich teurer geworden für Männer - und das würde deren sinkende Nachfrage erklären.
Wenn man es aber dabei belässt, bleibt die wichtigste Veränderung am Heiratsmarkt unbemerkt. Und die erklärt im Wesentlichen, warum das Interesse von Männern an Ehefrauen gesunken ist.
Die Qualität von Ehefrauen ist schlechter geworden
Nehmen wir also stattdessen an, dass sich beide Effekte in etwa aufheben: Frauen sind noch so teuer wie vor einigen Jahrzehnten, auch wenn sich ihr Preis mittlerweile völlig anders zusammensetzt. Warum sinkt dann bei einem unveränderten Preis die Nachfrage?
Dafür kann es in der Ökonomie immer eine Reihe von Gründen geben, aber ein naheliegender ist, dass sich die Qualität eines Produktes aus Sicht der Käufer vermindert hat. Wenn etwas (inflationsbereinigt) noch genauso viel kostet wie vor hundert Jahren, die Qualität aber schlechter ist als damals, dann wäre zu erwarten, dass die Nachfrage sinkt. Und genau das ist aus Sicht von Männern der Fall.
Welche Qualitäten sind es, die Männer an Frauen am meisten schätzen? Biologen haben darauf eine klare Antwort. Sie untersuchen das Beuteschema von allen möglichen Lebewesen. Warum paart sich das Vogelweibchen mit einem bestimmten Männchen? Warum entscheidet sich ein Schwan für eine bestimmte Schwänin? In gleicher Weise ist auch das Beuteschema von Männern untersucht worden. Und diese suchen bei Frauen vor allem zwei Eigenschaften: Jugendlichkeit und Schönheit.
Heiratswillige Frauen sind heute zu alt
Das ist nun ein wenig überraschendes Ergebnis, denn in der Natur hat Boy meets Girl eigentlich nur einen Sinn: Babys machen - also die Erhaltung der Art und die Weitergabe des eigenen Ergutes. Jugendlichkeit ist dabei ein Synonym für Fruchtbarkeit, Schönheit steht für Gesundheit - also eine Frau kann ein Kind auch austragen und säugen. Wenn man den Faktor Jugendlichkeit genauer untersucht, kommt heraus, dass Frauen im Alter von durchschnittlich zwanzig Jahren bei Männern besonders begehrt sind. Es gibt einen Korridor von plus/minus drei Jahren, in denen die Attraktivität von Frauen aus Sicht von Männern am höchsten ist. Die entscheidende Zeitspanne ist also das Alter von etwa 17 bis 23 Jahren. Das ist kein Zufall, denn es sind die fruchtbarsten Jahre einer Frau. Über tausende von Generationen hat die Evolution dazu geführt, dass Männer genau auf diese Altersgruppe besonders stehen.
Dieses Beuteschema haben erwachsene Männer übrigens unabhängig von ihrem eigenen Alter. 30-Jährige finden genau die gleichen Frauen am begehrenswertesten wie 60-Jährige. Auch das ist wenig verwunderlich, weil gesunde Männer bis ins hohe Alter zeugungsfähig sind. Der biologische Sinn von Boy meets Girl bleibt für Männer ein Leben lang unverändert.
Genau hier hat sich nun aber eine dramatische Veränderung bei den Frauen ergeben: In jungen Jahren investieren sie - wie schon erwähnt - viel Zeit in ihre Ausbildung. Interesse an einer Heirat haben viele erst, nachdem sie beruflich Fuß gefasst haben und auch die biologische Uhr immer lauter tickt. Das ist oft Ende zwanzig oder Anfang dreißig der Fall.
Das verändert die Sachlage für Männer nun grundlegend. Vor hundert Jahren, als Frauen möglichst früh “unter die Haube” gebracht wurden, oft schon mit 17 oder 18, konnte ein Mann die ganze Blütezeit seiner Frau genießen. Im Gegenzug hat er sich verpflichtet, ein Leben lang für sie zu sorgen, auch wenn sie älter wurde und an Attraktivität verlor. Scheidungen waren früher typischerweise verboten. Ein Mann durfte sich nicht von seiner Frau trennen, auch wenn diese älter wurde.
Heute nun sollen Männer aber Frauen heiraten, die (aus männlicher Sicht) die besten Jahre schon hinter sich haben - und das bei einem unverändert hohen Preis. Es ist also keinesfalls verwunderlich, dass die Nachfrage immer weiter sinkt.
Früher haben Väter die Töchter unter die Haube gebracht
Dass Frauen in sehr jungen Jahren ihre Blütezeit haben, ist etwas, das unseren Vorfahren noch sehr bewusst war. Und das rief die Väter auf den Plan. Sie wollten den besten Mann für ihre Töchter und wussten genau, dass sie den sehr schnell finden mussten, denn ihre Töchter verloren jedes Jahr an Wert auf dem Heiratsmarkt. Weil aber die Töchter noch so jung waren, es ihnen an Lebenserfahrung fehlte, befürchteten Väter, ihre Sprösslinge könnten auf Taugenichtse, Faulenzer, Lügner und Betrüger hereinfallen. Deswegen nahmen sie sich junge Männer im Umfeld ihrer Töchter zur Brust, die ihrer Ansicht nach nichts taugten. Sie verboten ihnen - bei Androhung von Prügeln - sich jemals wieder der Tochter zu nähern. Und sie stellten ihren Töchtern umgekehrt Männer vor, die ihrer Ansicht nach würdige Schwiegersöhne waren - in der Hoffnung, dass die Tochter einen davon auch begehrenswert finden würde.
Diese Zeiten sind nun für immer vorbei - was auch ökonomisch viele Vorteile hat. Die Wirtschaft sucht händeringend Fachkräfte, ohne qualifizierte Frauen, die in jungen Jahren viel in ihre Ausbildung investieren, würden viele Räder stillstehen. Aber alles hat eben seinen Preis. Manche Frau zahlt ihn, indem sie keinen Mann mehr findet. Ob das ein großer Verlust ist, muss jede für sich selbst entscheiden.
Es gibt noch heiratswillige Männer, aber...
Es wird allerdings auch weiterhin noch heiratswillige Männer geben - wenngleich weniger als früher. Woran liegt das? Um das zu beantworten, muss man sich noch einmal das Konzept der Opportunitätskosten vor Augen führen. Diese fallen nämlich von Mann zu Mann sehr unterschiedlich aus. Die Opportunitätskosten bestehen ja darin, dass ein Mann für eine Frau auf alle anderen verzichtet. Doch was bedeutet “alle anderen” konkret? Es gibt Männer, die bei Frauen sehr beliebt sind, die eine Eroberung nach der anderen machen. Für sie ist der Verzicht auf “alle anderen” extrem kostspielig. Sie werden wohl nur dann in die Ehe einwilligen, wenn eine Frau sehr jung und außerordentlich hübsch ist.
Aber es gibt eben auch viele Männer, die sich mit Frauen schwer tun, einen Korb nach dem anderen kassieren und nie einen Treffer landen. Für sie sind die Opportunitätskosten praktisch null. Sie verzichten de facto auf keine anderen Frauen, wenn sie sich fest an eine binden. Und sie haben - im Vergleich zu früher - noch den Vorteil, dass Frauen heute kräftig mitverdienen. Für sie sind Frauen faktisch billiger geworden - und so sind diese Männer heiratswillig.
Viele Frauen, die in ihren Dreißigern noch Single sind, geben dafür irgendwann den Männern die Schuld. Die wollten nicht erwachsen werden, seien wie Teenager nur an Sex interessiert, bindungsunfähig und ohne die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Mitunter ist von einer verlorenen Generation von Männern die Rede. Klar ist, dass das nur für einen Teil der Männer gilt, für jene, die für das Eheversprechen immens hohe Opportunitätskosten zahlen müssten. Aber das sind nun mal die besonders begehrten Exemplare ihres Geschlechts.
Frauen haben die Welt verändert
Am Ende dieser Analyse kann man diesen Vorwürfen der Frauen mit einem stichhaltigen Argument entgegentreten: Die neue Welt, in der wir leben, haben Frauen geschaffen - nicht Männer. Es waren Frauen, die sich - insbesondere nachdem günstige und sehr zuverlässige Verhütungsmethoden wie die Pille verfügbar waren - von dem Grundsatz “kein Sex vor der Ehe” verabschiedet haben. Erst dadurch ist der Preis, den ein Teil der Männer für Monogamie bezahlen muss, so extrem in die Höhe geschossen. Wenn es nicht viele Frauen, insbesondere unter den jungen und daher besonders begehrenswerten, gäbe, die für “was Lockeres” zu haben wären, würden weitaus mehr Männer bereit sein zu heiraten.
Und: Es waren Frauen, die entschieden haben, den typischen Lebensweg von Männern zu kopieren, erst Ausbildung und Karriere, dann Familie. Sie haben das Alter, indem sie heiratswillig werden, selbst deutlich nach oben gesetzt - so dass sich ein Teil der Männer von ihnen abgewandt hat.
Männer machen das Beste draus
Es geht nicht darum, dieses Verhalten zu verurteilen. Es hat viel Positives. Der immense volkswirtschaftliche Nutzen berufstätiger Frauen wurde schon genannt. Und dass es viele Männer gibt, die die sexuelle Freizügigkeit gerade junger Frauen besonders schätzen, muss man wohl nicht gesondert erwähnen. Aber nichts hat nur Vorteile, niemand kann alles haben. Es waren die Frauen, die die Welt verändern wollten - nun müssen sie auch mit jenen Konsequenzen leben, die ihnen womöglich nicht gefallen. Männer haben sich eigentlich nur der neuen Lage angepasst - und ganz rational das Beste daraus gemacht.
Zusammenfassung: Der Heiratsmarkt hat sich aus Sicht von Männern in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend verändert. Ehefrauen sind kostengünstiger geworden, weil sie selbst einen immer größer werdenden Teil des Familieneinkommens erwirtschaften. Andererseits müssen Männer (bei einem monogamen Eheverständnis) heute auf viele Möglichkeiten verzichten, die es früher nicht oder kaum gab: unverbindliche Affären, Freundschaft+, Casual Sex. Dieser Preis (im Sinne von Opportunitätskosten) ist vor allem für jene Männer extrem hoch, die bei Frauen sehr begehrt sind und die daher viele Möglichkeiten haben. Selbst wenn man annimmt, dass sich beide Effekte im Durchschnitt aufheben, ist eine Heirat für viele Männer nicht so attraktiv wie früher. Der Grund liegt darin, dass sie in einer Ehe heute weitaus weniger von dem bekommen, was sie bei Frauen besonders wertschätzen: Jugendlichkeit. Das Heiratsalter von Frauen ist deutlich gestiegen, weil viele erst eine berufliche Karriere anstreben und danach die Familienplanung in den Blick nehmen.